Hotelmarkt Deutschland 2020: ein turbulentes Jahr für die Hotellerie
Berlin/Frankfurt/München. Deutsche Top-Städte litten 2020 deutlich unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und verzeichneten ein negatives KPI-Wachstum. Der Hotelimmobilienspezialist Christie & Co blickt auf ein ereignisreiches Jahr in Deutschlands 6 wichtigsten Hotelmärkten Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln und Düsseldorf zurück.
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In den letzten Jahren galten die Top-6-Städte in Deutschland als sichere Häfen und zogen anhaltendes Interesse globaler Hotelinvestoren auf sich. Im Jahr 2019 eröffneten 38 Hotels mit fast 7.000 Zimmern in den analysierten Märkten, was zu einem Gesamtangebotszuwachs von 3,7 % führte. Obwohl aufgrund der Pandemie weniger Hotels eröffnet werden konnten, waren es 2020 dennoch 26 Hotels mit fast 5.000 Zimmern in den Top-6-Städten; angeführt von Hamburg und Frankfurt, mit jeweils 6 neuen Hotels und über 1.200 Zimmern.
Abgesagte Veranstaltungen, Festivals sowie Messen im Jahr 2020 führten zu einem deutlichen Rückgang der Ankünfte und Übernachtungen in Berlin. Im vergangenen Jahr wurden rund 12,3 Mio. Übernachtungen registriert, was nur 44 % der Übernachtungen des Vorjahres entspricht. Dadurch sank die Belegungsquote von 79 % im Jahr 2019 auf 29 % im Jahr 2020. Aufgrund eines relativ hohen Anteils inländischer Touristen und seiner sehr heterogenen Nachfrage ist jedoch eine recht schnelle Erholung zu erwarten.
Wie in Berlin sank auch in Köln aufgrund der Pandemie die Jahresbelegung 2020 auf nur 29 %. Zusammen mit einer ADR von 94 EUR weist Köln einen RevPAR von 27 EUR auf. Das Erholungspotenzial der Rheinstadt ist verhältnismäßig groß. Unter den Top-6-Städten in Deutschland hat Köln historisch gesehen die nachhaltigste Entwicklung des Hotelmarktes gezeigt, da die Nachfrage in der Vergangenheit deutlich stärker gestiegen ist als das Angebot. Obwohl der Hotelbestand seit 2016 nur um 4 % gewachsen ist, hat sich das Bettenangebot gleichzeitig um 11 % erhöht, was auf die Eröffnung von überwiegend größeren Hotels zurückzuführen ist. Die bestätigte Pipeline besteht derzeit aus etwa 16 Projekten.
Die zweite Stadt in Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, ist vergleichsweise stark von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Tourismus betroffen. Laut STR führten 1,8 Millionen Übernachtungen im Jahr 2020 zu einer Auslastung von 25 %. Die durchschnittliche Tagesrate rutschte von 118 EUR im Jahr 2020 auf 108 EUR, der RevPAR lag bei 27 EUR. In Anbetracht der hohen Anzahl an Zimmern in der Pipeline, kombiniert mit der Abhängigkeit von der Unternehmensnachfrage, deutet sich eine eher langsame Erholung für den Hotelmarkt an.
Frankfurt litt am stärksten unter den Auswirkungen der Pandemie. Die Zahl der Übernachtungen sank um 61 % und die der Ankünfte um 65 %. Dies führte zu einer Auslastung von nur 23 % und einem RevPAR von 21 EUR, was die niedrigsten Werte aller Top-6-Märkte sind. Die Rückkehr der internationalen Geschäftsnachfrage, die im letzten Jahr um 70 % gesunken ist, wird für die Erholung des Hotelmarktes entscheidend sein. Auf der anderen Seite zeigte Hamburg die höchsten Performance-KPIs der vorgestellten Märkte. Aufgrund einer relativ hohen Belegungsrate während der Sommermonate lag die Gesamtauslastung bei 32 %. Es wird erwartet, dass sich Hamburg aufgrund seines hohen Anteils an inländischen Touristen vor den anderen Destinationen erholen wird. Darüber hinaus deutet die dichte Pipeline innerhalb des Freizeitsegments darauf hin, dass sich die Freizeitnachfrage im nächsten Jahr schnell erholen dürfte.
Die bayerische Landeshauptstadt München ist abhängig von einigen der weltweit führenden Messen sowie einem starken Geschäftstourismus und Veranstaltungsgeschäft. Die diversen Reisebeschränkungen führten zu einem Rückgang aller Performance-KPIs. Die Übernachtungen sanken von 17,2 Mio. in 2019 auf 6,4 Mio. in 2020, der RevPAR sank von 94 EUR auf 24 EUR. Ohne die geschäftliche Nachfrage dürften sich Belegung und RevPAR langsamer erholen als in anderen Städten, die einen stärkeren Fokus auf Freizeitreisende haben als München. Ein positiveres Zeichen für die nähere Zukunft ist der Anstieg der inländischen Übernachtungen um 30 % im vergangenen Jahr.
Alles in allem war das Jahr 2020 ein turbulentes Jahr für die Hotelbranche. Angefangen mit den ersten Stornierungen im Februar, gefolgt von einem landesweiten Lockdown im März, einer kurzen Atempause in den Sommermonaten, als sich der Handel leicht erholte, da die Einschränkungen nachließen und die Menschen versuchten, ihren Urlaub zu genießen, und einem erneuten Lockdown im November. „Während es 2019 einige Gewinner in Bezug auf das RevPAR-Wachstum gab, litten alle Top-6-Städte in Deutschland im Jahr 2020 erheblich und verzeichneten Rekord-Belegungsrückgänge von über 50 %“, kommentiert Lukas Hochedlinger, Managing Director Central & Northern Europe bei Christie & Co.
Mehrere geplante Eröffnungen wurden aufgrund der Pandemie auf das Folgejahr verschoben. So sind für 2021 nun 76 zusätzliche Hotels mit rund 13.000 Zimmern in der Pipeline. „Da wir nicht erwarten, dass sich die Nachfrage im Einklang mit diesen Angebotszugängen erholt, dürften die KPIs insbesondere in Düsseldorf, Hamburg, München und Frankfurt mittelfristig unter Druck bleiben“, analysiert Benjamin Ploppa, Director - Head of Hotels Germany bei Christie & Co. Benjamin Ploppa ergänzt: „Auch wenn anzunehmen ist, dass die Erholung asymmetrisch sein wird und je nach Markt und Asset unterschiedlich ausfallen dürfte, gehen wir davon aus, dass ein Voranschreiten der Impfungen und die Aufhebung der entsprechenden Reisebeschränkungen zu einer schnellen Erholung des heimischen Hotelmarktes führen wird.“