Privathotellerie Berlin: Individualität ist Trumpf
Trotz starken Wettbewerbsdrucks sieht Christie & Co gute Chancen für Individualbetriebe.
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Berlin. Der Bauboom auf dem Berliner Hotelmarkt ist ungebrochen. Den Wettbewerbsdruck bekommen vor allem Privathotels zu spüren. Doch laut dem Hotelimmobilienspezialisten Christie & Co haben Privathotels auch Vorteile, die sie ausspielen können. Eine jüngste Befragung der Berliner Privathotellerie zeichnet ebenfalls ein optimistisches Bild.
Angebotssteigerung erhöht Wettbewerbsdruck
Laut Recherche von Christie & Co haben in diesem Jahr bereits vier neue Hotels ihre Tore geöffnet, viele weitere sind derzeit in der Pipeline. Die Hotels, die bereits im Bau sind, sollen das Angebot bis 2018 insgesamt um mehr als 4.000 Zimmer erweitern. Allein Motel One plant, bis 2017 knapp 1.300 weitere Zimmer in Berlin auf den Markt zu bringen. „Der enorme Wettbewerb im Berliner Hotelmarkt ist in der Branche seit langem ein Thema. Dabei steht die Privathotellerie zunehmend unter dem Druck der Ketten, viele privat geführte Häuser werden von mittelständischen Ketten übernommen. Im vergangenen Jahr mussten auch kleinere Privatbetriebe schließen, während gleichzeitig größere Markenhotels eröffneten“, erläutert Stephan Brüning, Senior Consultant Investment & Letting bei Christie & Co in Berlin, die Situation. Das sei auch der Grund, warum 2015 im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl an Hotels erstmals um 0,4 Prozent zurückging, die Bettenanzahl jedoch um drei Prozent stieg.
Privathotels können mit Individualität punkten
Dennoch ist Brüning überzeugt, dass ein gut geführtes Privathotel auch in Berlin die Konkurrenz der Ketten nicht fürchten muss. „Meist wird in der Branche das Bild des kleinen Privathoteliers heraufbeschworen, der gegen die Kettenhotellerie kaum bestehen kann. So schwarz-weiß ist der Markt aber nicht. Wenn dem so wäre, gäbe es wohl in Berlin kaum noch private Mittelstandshotels“, meint der Experte. Allerdings müssten die Hoteliers einiges beachten. „Die erfolgreiche Führung eines Betriebes erforderte schon vor Jahren ein Umdenken. Man muss mit der Zeit gehen, das Hotel in Schuss halten und modernisieren sowie Yield-Management betreiben“, so Brüning. Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Die Mehrzahl der Berliner Hotelbetriebe ist der Budget-Kategorie zuzuordnen. Doch gerade dieses Segment befindet sich im Wandel. „Es gibt einen Trend zu mehr individuellen Services, zugeschnitten auf die jeweilige Klientel. Und genau da können Individualhotels punkten: Wer keinen Konzern im Rücken hat, mit dem er jede Veränderung abstimmen muss, der kann innovative Ideen viel schneller umsetzen. Auch die Architektur muss nicht den Vorgaben der Marke folgen. Berlin gilt als die Hauptstadt der Vielfalt. Wer da einen Nerv trifft und die Wünsche der Zielgruppe erkennt, kann auch ohne die Unterstützung einer Kette sehr erfolgreich sein“, so Brüning. Das sehen offensichtlich auch die Berliner Privathoteliers so. „Die meisten Hoteliers, mit denen wir ins Gespräch kommen, halten Individualität und Flexibilität sowie schnelle Entscheidungsfindung für ihre größten Vorteile gegenüber kettengeführten Betrieben. Zudem könne man auch intensiver auf den Gast eingehen“, weiß Brüning.
Die Vorteile der Online-Vermarktung ausspielen
Zwar sind die meisten Privathoteliers der Ansicht, dass der Anschluss an eine Marke auch mehr Möglichkeiten im Bereich Sales und Marketing biete – beispielsweise dadurch, dass es standardisierte Abläufe und ein höheres Budget gebe sowie Sales-Aktionen durch eine Zentrale durchführbar seien, was auch zu mehr Sichtbarkeit bei Gästen und potentiellen Mitarbeitern führe. Doch auch das ist eine Herausforderung, die laut Brüning gerade im digitalen Zeitalter zu bewältigen sei. „Das Internet bietet auch dem privaten Hotelier jede Menge Chancen der kreativen und kostengünstigen Vermarktung. Man muss da nur aktiv werden. Hier findet derzeit auch langsam ein Umdenken statt. Es gibt auch Hoteliers, die der Ansicht sind, dass sie den Ketten gegenüber gar keinen Nachteil haben. Schließlich sei der Gast ja nur einen Klick weit entfernt“, erklärt Brüning.
Angebot auf die Zielgruppe abstimmen
Dass man auch mit einem Individualhotel in Berlin erfolgreich sein kann, zeigen einige Beispiele: Allen voran das Estrel, mit 1.125 Zimmern und Suiten immerhin das größte Hotel Deutschlands, das mit dem Estrel Congress & Messe Center und dem Estrel Festival Center auch noch Europas größtes Hotel-, Kongress- & Entertainment-Center bietet. Das Hotel Zoo Berlin verbindet gekonnt Historie mit Design und ist ein gutes Beispiel für gelungene Individualität – denn keines der Zimmer gleicht dem anderen. Stilvoll und elegant präsentiert sich zudem das Hotel Q Berlin, besonders kreativ und urban das Michelberger Hotel. „Die erwähnten Hotels sind alle sehr unterschiedlich, doch jedes hat ihr Angebot genau auf die Zielgruppe zugeschnitten“, sagt Brüning.